Horní Jiřetín (Obergeorgenthal) wird zum ersten Mal im Jahr 1263 in einer Urkunde über die Lehnspflichten schriftlich erwähnt. Der damalige Besitzer des Dorfes hieß Protiva, anscheinend ein Abkömling des bedeutenden Geschlechts, der Herren aus Rýzmburk (Hrabišic). Nur zehn Jahre jünger ist die Urkunde von König Přemysl Otakar II., mit deren Hilfe die königliche Stadt Most die Konkurrenz von Jiřetín, Kopisty und Ervěnice losgeworden ist. In den frühesten Zeiten änderte Jiřetín mehrmals den Namen. Von Jorrenthal (1263) über Jurncetin (1278), Jurntyn (1354) bis Gyrzietin (1459) und später Obergeorgenthal.
Im Jahre 1409, als die Familie Kolditz das Dorf besaß, wurde Jiřetín in Ober- und Unterdorf (Horní a Dolní Jiřetín) geteilt. Während des 17. Jahrhunderts wurde Horní Jiřetín nicht nur vom Dreißigjährigen Krieg, sondern 1680 auch von einer großen Pestepidemie heimgesucht. Beide Ereignisse bedeuteten große Verluste an Menschenleben und Eigentum.
Seit diesem Jahrhundert war Horní Jiřetín im Besitz zweier bedeutender böhmischer Adelsgeschlechter. Der Bach Jiřetínský potok bildete gleichzeitig die Grenze der Güter. Die Hälfte am rechten Ufer gehörte zum Gut Jezeří, das der Familie Lobkowicz gehörte, das Gebiet am linken Ufer gehörte zu einer Art Nachlass des Adelsgeschlechts Valdštejn. Bereits 1644 hatte das Dorf eine Schule, die an der Stelle der heutigen Schule 'Horní škola' stand.
In der Vergangenheit lebten die Einwohner von Jiřetín hauptsächlich vom Fischfang im See Komořanské jezero, vom Erzabbau und verschiedenen Arten der Landwirtschaft, hauptsächlich war es der Obstanbau. Seit der Mitte des 19. Jahrhunderts wurde auf dem Gebiet von Horní Jiřetín ununterbrochen Braunkohle abgebaut. 1828 wurde im Ortsteil Mariánské Údolí (Marienthal) eine Textilfabrik gebaut, die noch heute in Betrieb ist (Triola).
Auf dem Gebiet von Horní Jiřetín befinden sich viele wertvolle Architektur- und Naturdenkmäler. Direkt in Horní Jiřetín steht die sehr wertvolle frühbarocke Kirche Mariä Himmelfahrt, die auf Anweisung des Prager Erzbischofs Jan Bedřich von Waldstein-Wartenberk zwischen 1694 und 1700 nach den Plänen des bedeutenden Architekten J. B. Mathey erbaut wurde.
Jiřetín ist bereits seit dem Mittelalter durch die alte Tradition der Marienwallfahrt berühmt. Die Größe und Schönheit der örtlichen Wallfahrtskirche wird dieser Bedeutung gerecht. Es ist eine zweischiffige Kirche, die auf dem Grundriss eines Kreuzes mit einem schmaleren polygonalen Presbyterium und einem massiven prismatischen Turm in einer dreiachsigen Fassade gebaut wurde. Das Portal am Haupteingang ist reich mit Madonnen- und Putten-Statuen geschmückt.
Sowohl die Kirchenschiffe als auch das Presbyterium sind mit massiven Tonnengewölben überwölbt. Der Innenraum ist mit wertvollen Originalen überwiegend aus der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts ausgestattet. Interessant sind die Überreste zweier Heiliger in einem wunderschönen Rokoko-Behältnis (alles war ein Geschenk von Papst Pius VI. an die Kirche von Jiřetín). Die Besichtigung der Kirche beinhaltet auch den Aufstieg auf die Aussichtsterrassen beim Hauptturm (schöne Aussicht auf ganz Jiřetín und Umgebung).
Das bedeutendste Baudenkmal ist das Schloss Eisenberg (zámek Jezeří), das sich 4 km westlich von Horní Jiřetín wunderbar in die Hänge des Erzgebirges einfügt. Ursprünglich eine gotische Burg aus dem 14. Jahrhundert wurde es zu einem Renaissance- und später zu einem Barockschloss umgebaut. Trotz des außergewöhnlichen architektonischen und künstlerischen Werts ist der Architekt unbekannt. Von allen historischen Besitzern hat sich die Familie Lobkowicz am meisten in der Geschichte des Schlosses verdient gemacht, die hier mehr als drei Jahrhunderte wirkte und dank ihr galt das Gebiet des zentralen unteren Erzgebirges als eines der schönsten in der gesamten Monarchie. Das Schloss hat sich vor allem als Ort der Musik und Literatur einen Namen gemacht. Mit dem Schloss Jezeří sind solche Namen wie L. v. Beethoven, Ch. V. Gluck, die Brüder Vraničtí, J. W. v. Goethe verbunden. 1802 baute Fürst František Maxmilián von Lobkowicz das Schlosstheater Jezeří. Früher war das Schloss von einem weitläufigen englischen Landschaftspark umgeben. Obwohl der Großteil davon durch den Kohletagebau zerstört wurde, weist der erhaltene Teil noch heute auf die einstige Schönheit des Schlossparks hin. Ein Teil des Schlosses ist heute für 15.000 Besucher jährlich zugänglich. Neben den traditionellen Führungen durch die Innenräume bietet die unmittelbare Umgebung des Schlosses viele Ausblicke auf die gnadenlos verwüstete Landschaft des Unteren Erzgebirges. Die Besucher können so die Schönheit der erzgebirgischen Natur mit den tragischen Folgen der rücksichtslosen und unbegreiflich gefühllosen Eingriffe des Menschen in die Landschaft vergleichen.
DR