Wenn Sie die Region Teplice (Teplitz) im Erzgebirge besichtigen möchten und nach der besten Route suchen, dann versuchen Sie, eine Fahrt mit der Erzgebirgsbahn in Ihre Pläne einzubeziehen. Im Sommer wie im Winter bringt Sie der Zug von Most (Brüx) oder Dubí (Eichwald) bis nach Moldava (Moldau), dem idealen Ausgangspunkt für die Erkundung des tschechisch-sächsischen Grenzgebiets. Unterwegs können Sie nicht nur die umliegende wunderschöne Natur bewundern, sondern auch die interessanten Bauwerke dieses über 125 Jahre alten technischen Denkmals. Seine Geschichte begann in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts, als sich unter den Hängen des Erzgebirges der Braunkohleabbau entwickelte und die Transportfrage gelöst werden musste. Das Gebiet musste an Prag angebunden werden, überlegt hat man auch über die Anbindung der Region nahe Chemnitz.
1871 wurde daher die Pražsko-Duchcovská Eisenbahngesellschaft (Prag-Duxer Eisenbahn) gegründet und im selben Jahr begann der Bau einzelner Streckenabschnitte. Innerhalb von sechs Jahren verband die Eisenbahn die Städte Most, Osek und Hrob (Klostergrab), mit der Streckenführung nach Sachsen sah es schlechter aus. Hier standen recht hohe Berge im Weg, auch Geldmangel spielte eine Rolle. Trotzdem konnte der Zug Ende 1884 bis nach Moldava und im Jahr darauf bis nach Deutschland fahren. Die erste Hälfte des 20. Jahrhunderts brachte dieser Strecke Glück, doch nach dem Zweiten Weltkrieg wurde der Grenzübergang nach Deutschland stillgelegt. Die Eisenbahn diente somit nur den Anwohnern sowie verschiedenen einmaligen Zwecken - zum Beispiel als wichtiges Verbindungsmittel während des Baus des nahe gelegenen Damms der Talsperre Flaje.
Ab den 1960er Jahren nahm ihre Bedeutung für den Fremdenverkehr in diesem Teil des Erzgebirges zu, bis die Tschechischen Bahnen 1966 den Betrieb der Strecke wegen schlechten technischen Zustands einstellte. Die Menschen vor Ort wollten diese Entscheidung nicht akzeptieren. Mit einer Petition an den Streckenbetreiber, das Verkehrsministerium und die Abgeordnetenkammer brachten Sie erfolgreich ihren Wunsch nach Wiederaufnahme des Verkehrs auf dieser Strecke zum Ausdruck. Seit 1999 wird auch über die Wiedereröffnung des Grenzübergangs verhandelt. Bedeutendere Ergebnisse wurden jedoch erst 2008 erzielt. Heute können Sie von Most aus mit der romantischen Bergbahn fahren, hier besteigen Sie die Moldaváček-Bahn.
Wenn Sie in Fahrtrichtung blicken, fällt Ihnen vielleicht der Hügel mit der Burg Hněvín (Landeswarte) auf, der Zug fährt dann weiter bis zur ersten größeren Station in Louka u Litvínov. Hier treffen die Gleise zweier Strecken, der Strecke aus Moldava und der von Teplice nach Litvínov, aufeinander. Nach dem Verlassen des Bahnhofs nimmt der Zug eine Linkskurve und fährt über die Haltestelle Lom u Mostu bis nach Osek. Im dortigen Bahnhofsgebäude ist die ursprüngliche elektromechanische Anlage erhalten geblieben, die die Weichen und Signale steuerte. Wenn Sie sich hier für eine kurze Pause entscheiden, vergessen Sie nicht, die weitläufige Anlage des Zisterzienserklosters zu besichtigen, es ist ein wunderbares Denkmal barocker Baukunst mit wertvollen Kunstwerken. Lassen Sie sich neben dem Bahnhofsgebäude auch nicht das Modell der Burg Rýzmburk (Riesenburg) entgehen, zu dessen Ruine ein Lehrpfad führt.
Eine weitere wichtige Station auf der Route ist Hrob. Früher wurden hier lange Güterzüge in mehrere aufgeteilt, um den schwierigen Aufstieg zu bewältigen. Nachdem das Tal auf einer 32 m hohen und 130 m langen Brücke überquert wurde, fährt der Zug weiter bergauf zum Bahnhof Dubí, der etwa 2,5 km von der Stadt entfernt liegt. Besonders sehenswert ist dort die Kirche der Unbefleckten Empfängnis der Jungfrau Maria. Direkt im Bahnhofsgebäude können Sie sich ein Holzmodell des Zuges anschauen, das nach dem Zweiten Weltkrieg von einem der Mitarbeiter angefertigt wurde, der sich auf diese Weise die langen Abende im Dienst angenehmer gestaltete. Der Bahnhof Dubí ist eine Sackgasse, der Zug verlässt den Ort über ein Weichensystem in der gleichen Richtung, aus der er angekommen ist. Nach dem Bahnübergang beginnt die Strecke entlang der Hänge des Erzgebirges hinaufzusteigen und hält nach einigen Kilometern im malerischen Dorf Mikulov. Einst gründeten hier Bergleute ihre Siedlung, die heute vor allem von Urlaubern besucht wird, die Hänge des nahegelegenen Bouřňák (Stürmer) werden vor allem von Wintersportlern aufgesucht.
Die Fahrt geht weiter durch einen 334 m langen Tunnel, dann über eine 117 m lange Brücke und hinter einem anderen Tunnel ruht sich der Zug eine Weile im Bahnhof Mikulov-Nové Město aus. Von hier aus ist das nahe gelegene Wintersportgebiet für die Langlauffans nur einen kurzen Fußweg entfernt. Der nächste Abschnitt ist nicht mehr so anspruchsvoll und nach Überwindung des Felseinschnitts steigt der Strecke sehr sanft nach Moldava an. Hier überrascht Sie vielleicht das große Bahnhofsgebäude. Heute ist es eine Endhaltestelle, zu Zeiten, als die Züge bis nach Deutschland fuhren, gab es in Moldava ein Zoll- und Postamt und es wurden hier grenzüberschreitende Züge abgefertigt. Vielleicht interessiert Sie auch, dass hier 1938 der spätere Schriftsteller Adolf Branald als Fahrdienstleiter tätig war, der seine Erlebnisse bei der Eisenbahn in seinem Werk "Valčík z Lohengrina" (Der Walzer aus Lohengrin) beschrieb. An seine kurze Karriere bei der Bahn erinnern eine Gedenktafel am Gebäude und ein Gemälde in der Bahnhofsvorhalle. Fertig werden musste die Strecke mit den anspruchsvollen Herausforderungen des Berggeländes und mit einem sehr variablen und stark ansteigenden Niveau, d. h. mit einer häufig wechselnden Neigung der Streckenabschnitte. Wir möchten auch daran erinnern, dass der Höhenunterschied zwischen Most und Moldava fast 500 m beträgt. Aus diesem Grund beweisen Brücken, Durchlässe, Dämme und Tunnel den außergewöhnlichen technischen Reifegrad der Erbauer der Strecke. Nicht umsonst wurde der Abschnitt zwischen Louka u Litvínov und der Endstation 1998 zum Kulturdenkmal erklärt.
Steigen Sie in den Zug und nehmen Sie eine unkonventionelle Route ins Erzgebirge.